„Wir werden nicht locker lassen“
Ortsvorsteher Robert Lange (CDU) spricht im Interview über die Ausstattung von Schulen, über Neubauten von Bildungseinrichtungen und das Thema Umweltschutz.
Robert Lange ist Bankkaufmann, seit 1981 Mitglied des Ortsbeirates und seit 2006 Ortsvorsteher. Außerdem vertritt er die CDU in der Stadtverordnetenversammlung.
Herr Lange, im Frühjahr musste eine Sitzung des Ortsbeirates 10 wegen Corona ausfallen, danach galten strikte Vorgaben für den Besuch. Hätten Sie sich die Möglichkeit einer Online-Sitzung gewünscht, von der die Stadt abgeraten hatte?
Anfangs hatten wir uns über Online-Sitzungen Gedanken gemacht. Videokonferenzen aber können die persönlichen Zusammentreffen mit unseren Bürgerinnen und Bürgern nicht ersetzen.
Auch abseits von Corona hatte das Jahr 2020 für den Ortsbeirat 10 einiges zu bieten. Eine scheinbar endlose Geschichte ist der Ausbau der S6-Strecke. Wie stellt sich die Situation aus Ihrer Sicht aktuell dar?
Froh sind wir darüber, dass es eine sehr gute Lösung gab und wir jetzt eine neue Reithalle in Berkersheim haben. Das nutzt aber wenig, wenn uns die Bahn den Zugang ins Niddatal versperrt. 2022 droht unverändert, dass weder die Unterführung Am Wiesengarten noch der alte schienengleiche Übergang an der S-Bahnstation „Berkersheim“ offen sind. Hier werden wir alles dran setzen, dass es doch noch zumindest zeitweise einen Zugang gibt. Wir bleiben dran!
Der Ortsbeirat hat einen Ehrenamtspreis ausgeschrieben. Wie soll der verliehen werden?
Wegen Corona soll die Auszeichnung in der Ortsbeiratssitzung im Januar verliehen werden, der Jahresempfang wird auf Mitte des Jahres verschoben. Wir haben einen würdigen Empfänger des Ehrenpreises ausgewählt, den wir wie üblich vorher noch nicht bekanntgeben.
Auf einer Brachfläche zwischen der Peter-Henlein-Straße und der Hügelstraße in Eckenheim sollen Wohnhäuser entstehen. Wegen der geplanten Verkehrserschließung sind alle Fraktionen ziemlich aufgebracht. Warum?
Es ist ja tatsächlich mit etwas über 20 Einheiten für Frankfurt ein eher kleines Bauvorhaben. Doch vor Ort beschäftigt es die Bürger und Bürgerinnen. Denn aufgrund der beengten Straßenverhältnisse, insbesondere in der Peter-Henlein-Straße, haben nach Auffassung vieler Anwohner und auch den Mitgliedern des Ortsbeirates 10 die Verwaltung und der Investor die falsche Entscheidung für die Verkehrserschließung getroffen oder zugelassen. Hier sollte deutlich nachgebessert werden. Die Erschließung über die Hügelstraße oder eventuell auch die Eckenheimer Landstraße wäre die bessere Lösung.
Am Gravensteiner Platz ist nach langer Diskussion eine Schranke installiert worden, um den Autoverkehr fernzuhalten. Hat sie sich bewährt?
Ja, hier sind wir dem Amt für Straßenbau und Erschließung sehr dankbar. Es funktioniert gut. Und selbst zwei Störungen konnten schnell behoben werden.
Der Grünzug Feldscheidenstraße soll im dritten Quartal 2021 erneuert werden, zunächst der Schulweg. Ein Grund zur Freude?
Oh, das warten wir besser erst einmal ab, auch wenn hier eigentlich Freude angesagt ist. Schon allein durch die Pandemie könnte es zu Verzögerungen kommen.
Die Kerb in Berkersheim ist in diesem Jahr wegen Corona ausgefallen. Sehen Sie eine Zukunft für die traditionsreiche Veranstaltung?
Ja, im kleinen Stadtteil Berkersheim fehlt es leider an der sonst in Stadtteilen üblichen Infrastruktur. Umso wichtiger und verwurzelter ist die Kerb, die es künftig wieder geben wird. Der zuständige Verein ist da sehr engagiert.
Anfang des Jahres gab es Diskussionen um den geplanten Standort einer neuen Integrierten Gesamtschule am Ben-Gurion-Ring; gleich drei Initiativen sprachen sich dagegen aus. Wie sehen Sie das?
Hier nehme ich ausdrücklich Politik und Verwaltung in Schutz. Die Standortsuche für Schulen in Frankfurt ist schwierig, da Grundstücke leider teuer geworden sind. Aktuell bestehen glücklicherweise dennoch mehrere Optionen. Diese werden ernsthaft geprüft. Da geht es um Eigentumsfragen und viel Geld. Wir sollten diese Prüfungen abwarten und uns dann einbringen, sobald es wirklich wichtig wird.
Bleiben Sie auch an den beiden neuen Schulen in Bonames-Ost dran?
Das Gymnasium für den Norden und die Grundschule sind sehr, sehr wichtig für den ganzen Norden und sollen deshalb jetzt in einem eigenen Bebauungsplanverfahren beschleunigt vorgezogen werden. Ich hoffe, dass dies auch mit Nachruck weiter verfolgt wird und werde künftig entsprechend nachfassen.
Die Münzenbergerschule hat monatelang auf Container gewartet, in der Theobald-Ziegler-Schule gibt es kein WLAN: Können Kinder im Ortsbezirk noch mit Freude in die Schule gehen?
Die Stadt hat schon sehr viele Schulen in Schuss zu halten. Das ist alles eine Mammutaufgabe. Aber es dürfen künftig nicht die Schulen bestraft werden, die ohnehin unter maroden Räumlichkeiten leiden. Die Mitglieder des Ortsbeirates 10 haben sich da sehr klar positioniert und werden nicht locker lassen.
Dann dürfte es Sie ja freuen, dass es mit dem Ausbau der gymnasialen Oberstufe der Carlo-Mierendorff-Schule voran geht. Welche Bedeutung hat dieses Projekt für den Ortsbezirk?
Eine Oberstufe hat eine besondere Strahlkraft. Mit dem für 2022 erwarteten Start der gymnasialen Oberstufe wird damit die sehr gute Arbeit der Carlo-Mierendorff-Schule belohnt, die ja bisher mit Klasse zehn und dem Realschulabschluss endete. Allerdings muss die Stadt baulich nachbessern. Die alte Turnhalle ist marode und viel zu klein, um den Erfordernissen einer Oberstufe gerecht zu werden. Der Sportpark Preungesheim ist mit 20 wichtigen Vereinen völlig ausgereizt.
Welches Thema wird 2021 auf Ihrer Prioritätenliste ganz weit oben stehen?
Neben dem S6-Ausbau wird uns vor allem der Umweltschutz beschäftigen. Da stehen keine konkreten Projekte an, aber das Thema wird immer wichtiger. Aktuell geht es um mögliche Standorte für Photovoltaik-Anlagen im Ortsbezirk.
Interview: Fabian Böker
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